Bettgeschichten

bildvom 30.Mai 2010
Wer seinen Hund wirklich liebt, sorgt dafür, dass dieser es bequem hat. Hundebetten sind schön und gut, nur befinden sie sich gewöhnlich auf dem Fußboden. Der Hund schläft aus Gründen der besseren Aus- und Übersicht allerdings lieber erhöht: Sessel mögen der Sache schon näher kommen, allerdings sind moderne Möbelstücke gewöhnlich nicht vorrangig für den Komfort des Hundes entworfen und entsprechen nicht den ergonomischen Bedürfnissen des liegenden Hundes. Tische sind häufig zwar hoch, aber meistens mit empörender Nichtachtung für die natürliche Körperform des Hundes aus Hartholz gebaut.
Das einzige Möbelstück, das der lebenslangen Suche des Hundes nach einem geeigneten Schlafplatz Rechnung trägt, ist das Bett.
Für Hunde ist das Bett eine geradezu verblüffende Erfindung, möglicherweise die perfekteste, bestimmt aber die angenehmste. Die Bettoberfläche erlaubt dem Hund, sich
in alle möglichen Richtungen auszustrecken, ohne Gefahr zu laufen, dass es unbequem werden könnte; sollte die Zimmertemperatur allerdings einmal unterhalb der erforderlichen Grade sinken, ist es jederzeit möglich, die Tagesdecke auf den Boden zu werfen und sich unter die Bettdecke zu legen. Tagsüber hat der Hund gewöhnlich die Möglichkeit, die Privatsphäre des Schlafzimmers in Ruhe zu genießen und ungestört zu schlafen. In der Küche kann es ihm passieren, dass jemand über ihn fällt oder auf ihn tritt; im Wohnzimmer könnte sich jemand auf ihn setzen, der ihn für ein Sofakissen hält. Im Schlafzimmer dagegen ist der Hund so weit weg wie irgend möglich von denen, mit denen er sein Zuhause teilen muss.
Es gibt nur einen einzigen Nachteil: Der Mensch hält das Bett seinerseits auch für den angemessensten Schlafplatz, und der Hund wird im schönsten Kaninchentraum abrupt gestört, wenn gegen elf Uhr Abends jemand im Schlafanzug auftaucht und darauf besteht, gerade hier schlafen zu gehen. Häufig beginnt ein Kampf, der bis tief in die Nacht, manchmal gar bis in die frühen Morgenstunden dauern kann.
Für solche Fälle muss der Hund gewappnet sein: Unter keinen Umständen darf er nachgeben. Wenn der Mensch es einmal geschafft hat, den Hund aus dem Bett zu vertreiben, wird er es immer wieder versuchen. Besser also, man lässt es einmal bis zum Äußersten kommen und hat danach ein Leben lang seine Ruhe. Ziel ist es, mit minimalem Aufwand dafür zu sorgen, dass der Mensch sich zum Schluß wie ein Idiot fühlt.
Zuerst wird der Mensch versuchen, den Hund vom Bett zu ziehen. Dieser muss nun weiter so zu tun, als würde er tief schlafen. Auch wenn der Mensch nun Decke und anschließend das Kopfkissen aus dem Bett entfernt, sollte der Hund keinerlei Anstalten machen, das Bett zu verlassen. Im nächsten Schritt wird der Mensch wahrscheinlich versuchen, das Bett in Bewegung zu bringen, indem er auf der Matratze herumspringt. So verführerisch es sein mag, bei diesem sehr lustigen Unterfangen mitzumachen: Auf keinen Fall darf der Hund seine Position verändern. Mit zunehmender Frustration wird der Mensch nun für Unruhe sorgen, indem er die Matratze vom Bett nimmt und auf den Boden befördert. Der Hund muss zeigen, dass er es ernst meint und keinen Zentimeter nachgeben: Sein Platz ist auf der Matratze. Will der Mensch seinerseits seinen Kopf durchsetzen und keinesfalls mit dem Hund das Bett teilen, soll er doch auf dem Sofa im Wohnzimmer schlafen. Der Hund braucht kein schlechtes Gewissen haben: Was den Komfort betrifft, wissen die meisten Hunde aus Erfahrung, dass man auf dem Sofa durchaus gut schläft.

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