Wir haben heute einen Familienausflug nach Potsdam gemacht, in die Ausstellung „Friederisiko“ – die Ausstellung über Friedrich den Großen im Neuen Palais in Potsdam. Ich gebe zu: Ich habe nicht erst seit seinem 300. Geburtstag ein Faible für den großen, eigentlich winzig kleinen König – nicht zuletzt natürlich wegen der Liebe zu den kleinen bunten Windspielen, die ich mit ihm teile:
„Sie werden sich wundern, dass ein alter Mann wie ich sein Herz an einen kleinen Hund verlieren kann. Thisbe war vierzehn Jahre meine ständige Begleiterin. Wenn ich nachts nicht schlafen konnte, lag sie neben mir und sah mich ganz sonderbar an – wie ein guter Mensch! Diese Augen werde ich nie vergessen können.“
schrieb Friedrich der Große im Jahr 1783 über den Tod seiner Windspielhündin Thisbe.
Meine Hunde durften natürlich nicht mit in die Ausstellung, was eigentlich sehr schade war, denn historisch gesehen ist das Neue Palais ja ihr natürliches Zuhause – wobei Friedrich ja eigentlich in dem viel kleineren Schloß Sanssouci lebte und das Neue Palais nur zum Repräsentieren und zur Unterbringung seiner Gäste nutzte. In Sanssouci hatten Friedrichs Windspiele wohl komplett freie Bahn; nach Augenzeugenberichten zerschlissen sie Vorhänge und Seidenbezüge aller Sofas, auf denen sie sich balgten und herumtobten, überall lagen kleine Lederbälle herum, die Friedrich eigens für seine Hunde anfertigen ließ. Immerhin gingen wir lange im Park von Sanssouci spazieren (leider habe ich vor lauter Glück über die wundervoll angelegten Wiesen mit den verschiedenfarbigen Gräsern und den Pavillons dazwischen komplett vergessen, Fotos zu machen) und wurde auch dauernd darauf angesprochen, ob wir denn Friedrichs Hunde gestohlen hätten.
Die Ausstellung an sich ist sehr hübsch, nicht besonders groß, beleuchtet aber einige unbekanntere Aspekte über Friedrich und seine Zeit, beschäftigt sich mit seiner furchtbaren Vatergeschichte (es sind zwei seiner Spielzeugschwerter zu sehen, die er als Kind hatte), Gemälde und Schuhe (mit ganz schön hohen Absätzen) der berühmten Tänzerinnen, die er aus Italien kommen ließ, um aus Berlin eine große Bühnenstadt zu machen, und komplette Papier-Kostüme und Kulissen der Theaterstücke, die Friedrich geschrieben hatte („Der Modeaffe“).
Außerdem dieses Gemälde der Mätresse von Friedrich Wilhelm I., und nun sehen Sie mal, was sie an ihrer Seite hat: Kommt der Ihnen nicht bekannt vor?
Dazu gleich mal die moderne Version: An der Rasse und ihrer Haltung hat sich seit dem 18. Jahrhundert nichts geändert, wie Sie sehen:
Natürlich gab es lauter wundervolle Dinge im Museumsshop – die Stiftung Preussische Schlösser und Gärten hat immer sehr hübsche Ideen, darunter sehr niedliche Keramik-Windspiele von KPM:
und einen Porzellan-Futternapf mit preußisch-blauer Malerei und gold, der Thisbe gewidmet ist, auf dem ein Zitat von ihrem Herrn, Friedrich II. steht:
„Hunde haben alle guten Eigenschaften des Menschen, ohne gleichzeitig ihre Fehler zu besitzen.“ In Wirklichkeit besaß Thisbe natürlich keinen eigenen Futternapf, wurde aber, wie alle Hunde Friedirch II., von Porzellantellerchen gefüttert. Ich fand, dass der Futternapf Harry oder Fritz zwar gut gestanden hätte, der Preis war allerdings auch wahrhaft königlich: 149,00 EUR.
Ich habe mir stattdessen ein Buch gekauft, von Sibylle Prinzessin und Friedrich Wilhelm von Preußen, „Friedrich der Große – Vom anständigen Umgang mit Tieren“. Der König von Preußen war nämlich ein bedeutender Tierschützer, ganz gegen die von René Descartes geprägte herrschende Meinung jener Zeit, dass Tiere nichts anderes seien als „gefühllose Kreaturen“. In seinen Hunden sah er Seelenverwandte, seine Reitpferde schützte er von den heute sehr verbreiteten Gesundheitsschäden wie Sehnen-, Maul- und Rückenproblemen. Er förderte die Entwicklung einer tiermedizinischen Ausbildung in Preußen, wodurch der bis dahin ausgesprochen brutale Umgang mit kranken Tieren fundamental verändert wurde.
„Ich glauvbe, ein Mensch, der gegen ein treues Tier gleichgültig sein kann, wird gegen seinesgleichen nicht dankbarer sein, und wenn man vor die Wahl gestellt wird, ist es besser, zu empfindsam als zu hart zu sein.“
Friedrich der Große am 29. 12. 1752
– Ich lese das Buch jetzt erst mal, und werde dann berichten, ob sich der Inhalt lohnt.