Was man bei Hundespaziergängen so alles finden kann…

bildvom 3. April 2011

Auf Hundespaziergängen kann man sich großartig als Sachensucher betätigen. Man findet die erstaunlichsten Dinge: Autoreifen mitten im Park, Regale, Teekannen, einzelne Schuhe (man fragt sich: Was ist mit dem zweiten passiert? Ist da jemand wirklich mit nur einem Schuh nach Hause gegangen?). Schön auch die leuchtend blauen Müllsäcke, die von Naturfreunden im Wald abgeladen werden und den Rasenschnitt aus dem heimischen Garten beinhalten, was nach einer gewissen Phase der Gärung riecht wie etwas, was man im „Tatort“ vermutet. Zweimal haben wir im Park auch tote Katzen gefunden, die jemand dort offenbar mitsamt hübschen Kissenbezügen begraben hatte, bloß eben nicht tief genug, so dass ein neugieriger Fuchs sie wieder herausholte. Hundespaziergängern bleibt wirklich nichts erspart.
Tatsächlich rechne ich täglich damit, eine Leiche zu finden. Es wäre nicht mein erster Toter auf einem Hundespaziergang: Als ich mit unschuldigen 21 Jahren nach New York zog, fand mein damaliger Hund in unserer ersten Woche beim Spaziergang einen sorgfältig in Karton eingewickelten kürzlich verstorbenen Obdachlosen. Das war lange, bevor die ganze Stadt von Giuliani gesäubert wurde, als es in SoHo noch Crackhäuser und Armenspeisungen gab, an deren Stelle jetzt überall Bürohäuser, Tee- und Kerzengeschäfte stehen.
Es gibt wirklich einen häufigen Link zwischen Hundespaziergängern und Leichen. Jeder, der regelmäßig Krimis im Fernsehen ansieht, weiß das natürlich, aber als ich im Internet recherchierte, war ich doch überrascht, wie oft das in Wirklichkeit passiert: Woche für Woche entdecken sanftmütige, gutgelaunte Menschen irgendwo auf der Welt beim Ausführen ihrer Hunde andere Leute, die durch einen Gewaltakt ein vorzeitiges Ende fanden. Neulich ging jemand in Neuseeland mit seinem Hund am Strand spazieren, als sein Hund einen Schuh fand – in dem sich noch ein menschlicher Fuß befand. Oder der Spaziergänger, dessen Hund gerade eine im Gestrüpp verfangene Wasserleiche fand. Oder der Engländer, der seinen Cocker Spaniel ausführte und einen abgetrennten Kopf fand, ein Opfer einer Attacke durch ein Samurai-Schwert.
Hundeausführer und Mörder frequentieren die gleichen abgelegenen, möglichst brach liegenden leeren Grundstücke, einsame Parkecken oder Waldstücke – Mörder, weil sie eine Leiche loswerden wollen, Hundebesitzer, weil sie zu faul sind, die Haufen ihrer Hunde aufzuheben oder einfach etwas Einsamkeit und Ruhe suchen. Hundebesitzer spazieren in diesen Gegenden außerdem schon sehr früh am Morgen oder spätnachts herum, was ihnen einen zeitlichen Vorteil für das Entdecken frisch abgeladener Toter einräumt. Ganz abgesehen davon, dass Hundenasen hervorragend dafür geeignet sind, achtlos entsorgte und nachlässig verborgene Leichen zu finden. Sie üben derlei ja das ganze Jahr über mit totem Getier und halbverwesten Fischen, und ich denke mir, dass für Hunde das eine so gut ist wie das andere. Was Leichen betrifft, sind Hunde Demokraten.
Die Polizei sollten Hundebesitzer offiziell rekrutieren: Hunde sind im Entdecken von Leichen, Leichenteilen oder Indizien ausgesprochen nützlich. Natürlich bringt es überhaupt nichts, wenn die Vierbeiner per Leinenpflicht gezwungen werden, im Abstand von einem Meter am Band neben ihren Menschen herzutrotten: Noch ein Grund, warum Hundebesitzer so verdammt früh unterwegs sind. Neulich fand ein Mann in Göttingen um halb fünf Uhr früh eine Leiche in einer Grünanlage. Was er dort so früh machte, wollte die Polizei wissen? Sie haben richtig geraten: Er führte seinen Hund spazieren.

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