Der Umgang mit Katzen

bildvom 26.8.2012

Die merkwürdige menschliche Psychologie führt manchmal dazu, dass sie sich zusätzlich zu ihrem besten Freund, der ihnen loyal, in dick und dünn und quer durch alle Lebenslagen zur Seite steht, eine Katze anschaffen. Der Grund dafür scheint zu sein, dass Katzen genau jene Eigenschaften, die der Mensch dem Hund jahrelang per Überredung, ständiger Widerholungen oder klassischer Bestechung mithilfe von Wiener Würstchen einzutrichtern versucht, eben gerade nicht besitzen. Das verstehe, wer mag, nicht mal der Mensch könnte es erklären, würde er gefragt (weil der Hund nicht sprechen kann, fragt ihn sowieso keiner).
Die meisten Hunde pflegen eine lebenslange Obsession mit Katzen, weil sie so widersprüchliche Wesen sind: Sie sind hochbegabte Fluchttiere, die draußen umgehend auf Bäumen, Mauern oder unter Autos verschwinden, sobald sie eines Hundes ansichtig werden – wenn allerdings weder Baum, Mauer oder Auto vorhanden, sind bleiben sie stehen und zerkratzen dem Hund das Gesicht. Warum hauen sie dann überhaupt ab, wenn sie sich doch in Wirklichkeit so gut wehren können? Das wird den Hunden dieser Welt ein ewiges Rätsel bleiben, das wohl nie gelöst werden wird.
Ist die Katze erst einmal im Haus, muss der Hund sich notgedrungen irgendwie mit ihr arrangieren. Das ist insofern einerseits nicht so schwierig, weil Katzen sich normalerweise ihrerseits um Hunde nicht wirklich kümmern. Sie genießen allerdings Vorteile im Haus, die der Hund ihnen nur schwer verzeihen kann: Sie bekommen ein Futter, das unglaublich intensiv reicht, sie dürfen überall herumlaufen und müssen bei Regen nicht nach draußen, sondern dürfen in einer Box aufs Klo gehen. Sie dürfen ohne Diskussionen beim Menschen auf dem Schoß sitzen, sie hören nie auf ihren Namen, solange die Begleitmusik dazu nicht der Dosenöffner ist, und sie legen sich immer mitten auf die Zeitung, wenn der Mensch gerade darin lesen will, und der Mensch findet es gar nicht schlimm. Die Katze findet das alles völlig normal und bemüht sich nicht im Geringsten, den Hund in diese Vorteilsbehandlung mit einzubeziehen: Im Gegensatz zu Hunden sind Katzen keine Demokraten, sondern Prinzessinnen – und zwar von der üblen Sorte mit Erbsen unterm Kissen.
Ab und zu hört man von Hunden, die eine Art Freundschaft mit einem Katzentier entwickelt haben. Das passiert normalerweise, weil die Katze irgendwann das unterwürfige Verhalten und ständige Selbsterniedrigung des Menschen ihr gegenüber satt hat und sich nach Kommunikation mit einer gewissen Tiefe sehnt. Im Gegenzug lässt sie sich häufig dazu herab, Kopf und Ohren des Hundes zu säubern. Allerdings sind Katzen emotional nicht zuverlässig – von einem Moment auf den anderen können sie plötzlich genug haben und demonstrieren diesen Launen-Umschwung gewöhnlich per scharfer Ohrfeige, oder sie stehen einfach auf und gehen weg, als hätten Hund und Katze nicht gerade einen unwiederbringlichen Moment der Nähe geteilt, als wäre da nichts zwischen ihnen.
Der Hund sollte gar nicht erst versuchen, Katzen zu verstehen: Daran sind schon ganz andere gescheitert. Seine einzige Genugtuung ist es, dass in der Tat kein Fall bekannt ist, in dem eine Katze den Menschen zu Freunden, ins Restaurant oder in den Wald begleiten durfte (Letzteres höchstens ohne Wiederkehr). Das nennt man ausgleichende Gerechtigkeit.

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